Kommentar der BfPP zum SPIEGEL Online Bericht vom 23.08.2019

„Millionenschaden – Der Polizeihubschrauber, der an die falsche Zapfsäule geriet“, lautete die Überschrift in einem SPIEGEL Online Bericht am 23.08.2019.

Seit Jahrzehnten wird sowohl in der professionellen als auch in der privaten Fliegerei eine offene Fehlerkultur praktiziert. Fehler sind menschlich, aus Fehlern soll man lernen und Fehler dürfen keine schwerwiegenden Folge-Fehler nach sich ziehen.

Hierzu gibt es im Polizeiflugdienst der Länder und des Bundes viele Mechanismen, die zur Fehlervermeidung beitragen: Sei es ein Qualitätsmanagement, ein Safety-Management, Schulungen im Bereich Human Factors und Crew-Ressource-Management sowie viele weitere Prozesse und Einrichtungen.

In vielen anderen Bereichen passieren ähnliche menschliche Fehler.

Um hier eine Parallele zu ziehen, seien Falschbetankungen von Streifenwagen erwähnt. Dieses passiert hin und wieder, auch hier muss und wird aus den Fehlern gelernt und es kann auch zu Konsequenzen für den Einzelnen führen.

Gibt es Unterschiede Falschbetankung Pkw vs. Falschbetankung Hubschrauber?

Ja, die unmittelbare Auswirkung auf Fahr- bzw. Flugeigenschaften und natürlich die Schadenssumme.

Im konkreten Fall der Falschbetankung eines Polizeihubschraubers im Rahmen eines polizeilichen Einsatzfluges gab es zum Glück keinerlei unmittelbare Auswirkungen auf die Flugeigenschaften des Hubschraubers; es wurde kein Mensch verletzt oder gar getötet.

Es ist aber nun mal so, dass alles an einem Luftfahrzeug teuer ist, da es eben luftfahrtzertifiziert ist.

Polizistinnen und Polizisten bewegen diese polizeilichen Luftfahrzeuge unter Einsatzbedingungen und gehen somit deutlich anders mit diesem Einsatzmittel um, als es in der privaten und auch der klassischen kommerziellen Fliegerei der Fall ist.

Und wo gehobelt wird, da fallen bekanntlich Späne. Wo viel gehobelt wird, da fallen viele Späne und wo viel geflogen wird, können auch mal Fehler passieren. Natürlich sind Fehler ärgerlich, natürlich kosten sie mitunter Geld und natürlich müssen Fehler auch Konsequenzen haben.

Der Bundespolizei-Flugdienst ist Europas größter ziviler Hubschrauberbetreiber und stellt hier keine Ausnahme dar.

Ein aus der Sicht der BfPP großer Fehler seitens des Dienstherrn wäre es jedoch, eine offene, seit über 60 Jahren im Polizeiflugdienst gelebte Fehlerkultur durch eine völlig überzogene, existenzgefährdende Regressforderung zu untergraben.

Am Ende sehen wir die Gefahr, dass jeder Einzelne bei einem Fehler über die möglichen persönlichen Konsequenzen Gedanken macht und erst nach eigener Abwägung einen Fehler zugibt.

Nachdem der Betreiber des Flugplatzes Stendal in Sachsen-Anhalt am folgenden Tag die Zählerstande der jeweiligen Zapfsäulen mit der offensichtlichen Betankung des BPOL-Hubschraubers in der Nacht abgeglichen hatte, wurde der Fehler offensichtlich.

Neben der unverzüglichen Sichtung des Polizeihubschraubers wurde auch die Besatzung (Pilot, Flugtechniker und Systemoperator) befragt und alle Umstände transparent offengelegt – das Ergebnis einer Fehlerkultur, wie sie seit Jahrzehnten geschult und gelebt wird.

Als Berufsfachverband für den Polizeiflugdienst stellen wir uns gegen eine solche völlig überzogene Regressforderung und werden uns mit allen Mitteln für die betroffenen Kollegen einsetzen.

—————-  Weiterlesen im internen Mitgliederbereich / Aktualisierung am 03.09.  —————