so lautet die Überschrift eines Artikel des Deutschen Bundeswehrverbandes ( DBwV).
Im Rahmen der Zielgruppentagung der Luftwaffe im DBwV waren sich alle Vertreter der wesentlichen Truppengattungen in der Luftwaffe einig, dass sie in der aktuellen Diskussion in der Bundeswehr über Vertrauen und Werte vor allem eines vermissen: eine verlässliche und loyale Führung.
Rund 25 Vertreter aus den Truppenteilen und Interessenvertretungen der Luftwaffe sowie der Kooperationspartner (wie z.B. die BfPP) waren in die Bundesgeschäftsstelle nach Bonn gekommen.
In erster Linie ging es für Oberstleutnant i.G. Dr. Detlef Buch und Stabsfeldwebel Heiko Stotz als Vorstand Luftwaffe darum, in die Truppe hinein zu hören und herauszufinden, wo es hakt. Da Kameraden aus beinahe allen Bereichen der Teilstreitkraft teilnahmen, gab es Informationen aus erster Hand. Und die betrafen zahlreiche Baustellen.
So sind die technischen Probleme, vor allem aber die Fähigkeitslücken beim Transportflugzeug A400M noch längst nicht beseitigt. Unisono klagten die Soldaten aus den fliegenden Verbänden über eine fahrlässig geringe Zahl an Flugstunden zur Inübunghaltung. Die Dienstzeitbelastung ist hoch und in den Einheiten und Verbänden gibt es kaum noch geeigneten Nachwuchs.
Dass die BfPP im polizeilichen Flugdienst der Länder und des Bundes ebenfalls das eine oder andere Problem zu lösen hat, verdeutlichte R. Uwe Kraus, stellv. Bundesvorsitzender:
„Hier ging es – ähnlich wie in der Militärfliegerei – um die Dienstzeitbelastung der Besatzungen, mangelnde Bewerberzahlen, prozentual hohe Durchfallquoten in den Auswahlverfahren (theoretischer und medizinischer Teil) sowie die stätig wachsenden Aufgaben (z.B. Zugleich Funktionen), um und innerhalb der Polizeifliegerei.“
Kraus beschrieb zudem in seinem Vortrag die Schwierigkeiten eines kleinen, im Ehrenamt engagierten Berufsfachverbands, sich Gehör beim Dienstherrn zu verschaffen.
Der stellvertretende Inspekteur Luftwaffe, Generalleutnant Dieter Naskrent, öffnete schließlich den Blick fürs große Ganze.
Daneben war unter der Überschrift „Unendliche Weiten….“ als Gast Brigadegeneral Thomas Reiter anwesend, der 2006 ein halbes Jahr in der ISS verbrachte. Der Brigadegeneral führte die Teilnehmer mit einem beeindruckenden Video virtuell durch die Raumstation. Er stellte aber klar: „Der Hauptzweck des ISS-Programms ist die Forschung.“
Was Reiter geschafft hat, würde Major Nicola Baumann auch gerne erreichen. Die Eurofighter-Pilotin aus Nörvenich hatte sich in einem Auswahlverfahren der Initiative „Die Astronautin“ gegen mehr als 400 Bewerberinnen durchgesetzt. Gemeinsam mit einer Meterologin aus Bonn hat sie nun ihr Training für eine Weltraummission begonnen.
Die Chancen stehen gut, dass Nicola Baumann als erste Deutsche in die unendlichen Weiten des Weltraums fliegt – die Vorfreude ist entsprechend groß. Abgerundet wurde der Schnupperkurs in Sachen Weltall mit einem Besuch der Tagungsteilnehmer im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Eine unerwartete Ehrung erhielt Dr. Buch. Die Teilnehmer und Interessenvertreter bedankten sich für vier Jahre Arbeit im Sinne der Luftwaffenangehörigen mit der Ehrennadel des Verbandes – Dr. Buch wird auf der kommenden Hauptversammlung im November für ein anderes Amt im Bundesvorstand kandidieren.
Buch und Stotz erläuterten zudem, was derzeit auf der Agenda des Vorstands Luftwaffe steht. Ein Augenmerk liegt in der Wahlkampfzeit darauf, die Parteien für die Belange der Bundeswehr zu sensibilisieren. Bürgerversicherung, bewaffnungsfähige Drohnen oder gar die Wiedereinführung der Wehrpflicht sind etwa markante Streitpunkte zwischen den Parteien, mahnte Buch.
Das interessanteste Vorhaben sei jedoch die Erarbeitung eines weiteren Artikelgesetzes, das möglicherweise große Verbesserungen für die Bundeswehrangehörigen bringe. Der Blick in die Zukunft zeige zudem, dass es weiterhin an kontroversen Themen für die Luftwaffe nicht mangele: Die Auflösung des Ausbildungszentrums in Holloman, die Neuordnung der Laufbahnen, die Einführung neuer Waffensysteme, ungelöste Probleme rund um die Soldatenarbeitszeitverordnung, die Wahlen zu den Beteiligungsgremien, darunter zu den neu eingerichteten Vertrauenspersonenausschüssen – für den TSK-Vorstand werde es auch künftig genügend zu tun geben.
Zu Beginn der Veranstaltung hatte DBwV-Vize Oberstabsfeldwebel Jürgen Görlich kurz die Themen genannt, die den Verband derzeit ganz allgemein bewegen. Ganz oben auf dieser Liste steht naturgemäß die Kontroverse mit dem Ministerium über den angemessenen Umgang mit den Ereignissen von Pfullendorf und anderen vermeintlichen oder tatsächlichen Affären in der Bundeswehr. Görlich unterstrich noch einmal, dass die undifferenzierte Pauschalkritik der Ministerin und der Umgang mit den beteiligten Soldaten für die Interessenvertretung nicht hinnehmbar gewesen seien.
Wie sehr das Thema die Truppe aufwühlt, zeigte sich dann in der emotionalen Diskussion über die Haltung des Ministeriums. Die Teilnehmer vermissten vor allem eine klare Führung und eine transparente Fehlerkultur auf der ministeriellen Ebene. Eines wurde deutlich: Es ist viel Vertrauen verloren gegangen.
Die BfPP bedankt sich an dieser Stelle für die vertrauensvollen und von allen Beteiligten offen vorgetragenen Punkte. Eine Kultur, welche in manchen Behörden und Dienststellen mit Bezug zum Polizeiflugdienst wünschenswert wäre.